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Geschichte


Geschichtliches

Rheden ist einer von zwölf Ortsteilen der Stadt Gronau (Leine) und liegt etwa 3 km südöstlich der Kernstadt und am Nordwestrand der Sieben Berge.

Über die tatsächliche „Geburtsstunde“ des Dorfes Rheden und Nachweise erster Siedlungen ist bis heute nichts bekannt, einige archäologische Funde in Form von jungsteinzeitlichen Werkzeugen lassen aber darauf schließen, dass schon im Zeitraum von 4000 bis 1900 vor Chr. Menschen am Westhang der Sieben Berge gelebt haben.

Zur Zeit der sächsischen Könige bestand hier offenbar eine Wallburg, die möglicherweise zum Königshof der bedeutenden Adelsfamilie der Liudolfinger in Brüggen gehörte. Wallburgen wie diese waren Befestigungsanlagen großer sächsischer Herrenhöfe, die der Sicherung und im Falle von Aufständen und Überfällen als Rückzugsmöglichkeit dienten. Die Rhedener Wallburg lag abseits des großen, auch über Brüggen verlaufenden Verkehrsweges von Westen nach Osten (Aachen-Paderborn-Hildesheim-Magdeburg) an einer Nebenstraße oberhalb der Leineniederung und unterhalb der Sieben Berge und war damit relativ sicher und gut zu kontrollieren.

Erstmals erwähnt wird der Ort unter dem Namen Hretha in der ältesten Liste von Besitzübertragungen an das Kloster Corvey bei Höxter, die den Zeitraum der Jahre 822 bis 876 umfasst.  In dieser Zeit überträgt Graf Wichrik, der zu einer der mächtigsten sächsischen Adelsfamilie gehörte, dem Kloster „in Hretha alles, was er dort besitzt". Dieser offenbar größere Grundbesitz blieb jedoch nicht dauerhaft in den Händen des Klosters Corvey, sondern wurde später weitergegeben, vermutlich an die Grafen von Schaumburg, denn diese gaben das „Haus Rheden“ im späten Mittelalter der Familie zu Rheden zu Lehen.

Nach den Ausführungen der Historikerin Dr. Armgard von Reden-Dohna ist die Gründung einer Pfarrkirche in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts sicher belegt. „Sicher hat auch die schützende Wallburg den Ausschlag gegeben, eben Rheden als Ort der neuen Kirche zu bestimmen. Das war kein Einzelfall.“ Die Kirchengründung ist hier wohl in die Amtszeit des Bischofs Altfrid von Hildesheim gefallen, die zwischen 851 und 874 lag.

Bereits 845/46 hatte Bischof Altfrid die Reliquien der Heiligen Cosmas und Damian von Rom zunächst nach Essen und von dort später nach Hildesheim gebracht. Die Zwillingsbrüder Cosmas und Damian wurden vermutlich im 3. Jh. in Syrien geboren, der Legende nach als Ärzte geehrt und starben den Märtyrertod.

Ebenso wie der während seiner Amtszeit im Jahre 872 geweihte Hildesheimer Mariendom wurde zur Zeit Altfrids die Rhedener Kirche diesen beiden Heiligen anvertraut und verband nach Ansicht der Gräfin zu Dohna diese „fortan in besonderer Weise mit dem Hildesheimer Dom", das Patronat lag beim dortigen Domkapitel.

Unter dem Namen Rethum findet das Dorf erstmals 1013 bzw. 1022 in einer Verfügung Bischof Bernwards Erwähnung, in der dieser dem von ihm neu gegründeten Michaeliskloster Einkünfte aus Rheden zuweist.

Tatsächlich kam Rheden im Mittelalter überregionale Bedeutung zu. Neben der von Karl dem Großen gegründeten Missions- und Urpfarrei Elze wurde Rheden in einem abgeteilten Sprengel zur Urpfarrei – sicher deutlich vor der ersten Erwähnung als solcher in einer kaiserlichen Urkunde aus dem Jahre 1068 – und in der Folgezeit zum Archediakonat für die umliegenden Dörfer Wallenstedt, Heinum, Dötzum, Eberholzen, Hönze, Nienstedt, Eitzum, Barfelde, Betheln, Brüggen, Dehnsen, Deinsen, Lübbrechtsen, Lütgenholzen und Empne, das 400 Jahre später in der Stadtgründung Gronau aufging. Die in diesen Dörfern entstehenden Kirchen und Kapellen blieben zunächst von der Rhedener Kirche abhängig. „In Rheden und sonst nirgends im Archediakonatsbezirk fand über Jahrhunderte der feierliche Gottesdienst zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten statt, wurden Taufen und Beerdigungen vorgenommen.“ Der Pfarrer von Rheden, der zugleich Archediakon und Mitglied des Hildesheimer Domkapitels war, konnte sich durch dieses Vorrecht regelmäßiger Einkünfte sicher sein. Gleichzeitig kam ihm als hochrangiger Persönlichkeit die Leitung des zweimal jährlich stattfindenden Sendgerichtes zu, „bei dem die Bauern als Schöffen mitwirkten. Es ging um die Einhaltung guter Sitten, zum Beispiel im Falle einer Beleidigung oder eines Ehebruchs – Angelegenheiten also, die weit über rein kirchliche Belange hinausgingen; dabei kam auch manches Bußgeld ein. Rheden bildete also den Mittelpunkt des weiten Sprengels.“

Der Name der Familie von Rheden taucht 1251 zum ersten Mal auf, ab 1435 findet der ortsansässige Adel, der sich wohl nach dem Dorf benannte, regelmäßig in Lehnsbriefen Erwähnung. Die von Rheden lebten im oberhalb der Kirche gelegenen „Haus Rheden“, einem festen und wehrhaften Anwesen, das durch einen Wassergraben nach außen abgeschirmt war. Unter Heinrich von Rheden wurde die Reformation in Rheden eingeführt, woran ein Epitaph in der Kirche erinnert.

Aus dem vom damaligen Landesherren, dem Herzog von Braunschweig in Auftrag gegebenen Erbregister des Amtes Winzenburg aus dem Jahre 1578 geht hervor, dass sich die Rheden’sche Gerichtsbarkeit zu dieser Zeit auf zwei Herren verteilte, wobei der Adelsfamilie von Rheden das sog. Niedergericht ausübte (vergleichbar mit einer heutigen Gemeindeverwaltung und den Aufgaben eines Amtsgerichtes) und dem der Großteil der Ackerhöfe und Köthner unterstanden, ein kleinerer Teil der Höfe jedoch ausschließlich dem Landesherren unterstand. Dieses Verhältnis veränderte sich in der Folgezeit zunehmend zugunsten des fürstlichen Amtes. Im Zuge der Agrarreform in der Mitte des 19. Jh. wurden das von Rheden’sche Gericht und alte Bindungen der Bauern an den Grundherren abgeschafft. Die Bauern konnten sich durch Geldzahlungen von Diensten und Abgaben an ihren Grundherren lösen und Wald, Weiden und Feldflächen wurden neu zugeschnitten. Die Rhedener Landwirte arbeiteten seit der Reform selbständig und auf eigenes Risiko, es kam zur Gründung einer landwirtschaftlichen Schule in Gronau und dort im Jahre 1868 ebenso zur Entstehung einer Zuckerfabrik, von der die Rhedener Bevölkerung insgesamt profitierte.

Der zweite Weltkrieg und sein Ende bedeuteten für Rheden einen tiefen Einschnitt. Zwar blieb der Ort von Zerstörungen durch Bomben verschont, die ortsansässige Adelsfamilie hatte sich jedoch offen dem Nationalsozialismus zugewandt. „Landesbauernführer und Reichsbäuerin mussten 1945 für einige Jahre in ein Internierungslager gehen. Wer sich im Dorf an ihnen orientiert hatte, wurde 1945 nach hochfliegenden Zielen ernüchtert ...“.

Gleichzeitig fanden viele Flüchtlinge aus Ostpreußen und Schlesien in Rheden eine neue Heimat. „Das Rittergut fing sozusagen alle auf. Es war noch immer der bei weitem wichtigste Arbeitgeber und stellte Wohnraum, später auch Baugrundstücke zur Verfügung.“ Zu den Neuangesiedelten gehörte eine kleine Gruppe von geflüchteten Deutschen aus dem kleinen und aus Einzelhöfen bestehenden Dorf Paulisch bei Neusohl in der Slowakei. Sie suchten und fanden für ihre Familien in Rheden eine neue Bleibe, woran die „Paulischstraße“ im Südwesten des Ortes noch immer erinnert.

Heute teilt Rheden das Schicksal vieler Dörfer des Landkreises Hildesheim. Die Mehrzahl der Berufstätigen des knapp 600 Einwohner zählenden Ortes verdienen ihren Lebensunterhalt außerhalb Rhedens in den Städten des Landkreises oder der Umgebung. Für den täglichen Einkauf und die Nutzung der Bildungsangebote in den Nachbarorten oder des Gemeindemittelpunktes sind sie auf öffentliche Verkehrsmittel oder auf den PKW angewiesen.

Das heute gültige Dorfwappen erhielten die Rhedener übrigens erst kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges im Mai 1939. Es zeigt einen goldzüngigen und geflügelten silbernen Lindwurm auf grünem Grund. Mit der Auswahl dieser Figur wird Bezug genommen auf die außergewöhnliche und reiche Symbolik der Rhedener Kirche, über die hier mehr zu erfahren ist.


Historische Baulichkeiten

Ev. Kirche St. Cosmas und Damian

Zu finden: Kirchstraße

Wie bereits im Abschnitt zur Geschichte Rhedens zu erfahren war, ist diese Kirche neben der in Elze die älteste Pfarrkirche östlich der Leine. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sie schon zur Amtszeit des Hildesheimer Bischofs Altfrid gegründet und auf dessen Wunsch den Heiligen Cosmas und Damian geweiht wurde.

Der erste Kirchenbau wird vermutlich, wie zu dieser Zeit üblich, ein Gebäude aus Holz gewesen sein, das innerhalb einer zum Königshof Brüggen gehörenden Wallburg stand.

Der heutige romanische und einschiffige Kirchenbau aus Stein liegt direkt unterhalb des von Rheden‘schen Gutes an einem stark nach Westen abfallenden Hang, der zur Straße durch eine Bruchsteinmauer abgestützt wird.

Ältester Teil der Kirche ist der zum Ende des 12. Jh. entstandene massive rechteckige Westturm, Kirchenschiff und Chor wurden im ersten Drittel des 13. Jh. angefügt. Die ursprünglich halbrunde Apsis wurde im Jahre 1611 durch einen dreiseitigen Chorschluss ersetzt – ein auf diese Jahreszahl datierter Stein im inneren Mauerwerk des Chores weist auf diese bauliche Veränderung hin.

Der Turm ist aus unterschiedlich großen Kalkstein-Quadern gemauert, die Eckquader deutlich größer und gleichmäßig eingesetzt. Das Glockengeschoss unterhalb des Daches hat auf den Breitseiten je zwei und auf den Schmalseiten je eine gekuppelte und rundbogige Schallöffnung mit wechselweise roten und weißen Bogensteinen. Alle Schallöffnungen werden jeweils von einer verzierten Säule geteilt. Bei genauer Betrachtung erkennt man auf drei Seiten des Turmes unregelmäßig über das Mauerwerk verteilte reliefartige und figürliche Darstellungen, deren Deutung bis heute nicht geklärt werden konnte: „... im Westen von oben angefangen eine Hand, ein männlicher Kopf, eine Schlange, zwei zusammengewachsene, fast vollrund ausgearbeitete Köpfe, ein weiterer unbärtiger Männerkopf, ein Löwe in flachsten Relief mit vertieften Umrisslinien, ein Frauenkopf zusammen mit einer Teufelsschlange und einem bärtigen Männerkopf (zweifellos als eine Darstellung des Sündenfalles); auf der Ostseite auf einem Quader der Nordostecke in mittlerer Dachhöhe ein Christuskopf mit Kreuznimbus (besondere Form eines Heiligenscheins, Anm. d. Red.), in den die griechischen Buchstaben L und W eingeschrieben sind; auf der Südseite neben dem Schallloch ein kuckucksartiger Vogel.“ (aus: Kunstdenkmälerinventare Alfeld II, S. 197)

Die weiteren Fenster auf der Süd- und Nordseite des Turmes sind erst im 19. Jh. entstanden.

Im Rhedener Kirchturm hängen schon seit dem Mittelalter drei Glocken, die im Laufe der Jahrhunderte umgegossen oder infolge der Beschlagnahmungen während der Weltkriege später ersetzt wurden. Von der größten und im Jahre 1709 umgegossenen Glocke ist das Jahr 1422 als Jahr des ersten Glockengusses bekannt. Sie wurde 2017 restauriert.

Über eine Uhr im Turm verfügte die Rhedener Kirche schon seit 1547, aber sie war wohl lange ein echtes Sorgenkind, denn zahlreiche Akteneinträge und Kirchenrechnungen belegen, dass sie über Jahrhunderte ausgesprochen störanfällig war und unzählige Male überholt und repariert werden musste. In einem Protokoll aus dem Jahre 1857 ist zu lesen, dass die Turmuhr schließlich für drei Jahre „außer Gebrauch gestellt“ werden musste, was das Leben im Dorf ohne Stundenschlag und Uhrzeit völlig durcheinanderbrachte. Es kam regelmäßig zum Streit auf dem Gutshof zwischen Gutsherren, Knechten und Tagelöhnern über die pünktliche Arbeitsaufnahme und selbst die Kinder erschienen am Morgen nicht zur vorgeschriebenen Zeit zum Unterricht in der Schule. Besserung stellte sich erst 1861 mit der Anschaffung einer neuen Uhr aus dem Hause Furtwängler in Elze ein. Die heutige Kirchturmuhr stifteten der Gemeindevorsteher August Schwarze und seine Frau Luise 1912. Die Uhr stammt aus der Turmuhrenfabrik Weule in Bockenem und zeigt den Rhedenern seitdem zuverlässig die Zeit an.

Das dreiachsige Kirchenschiff schließt bündig an den Turm an, der Eingang zur Kirche erfolgt über eine rechteckige Tür mit mächtigem Sturz auf seiner Westseite.

Auf der Südseite der Kirche sind nur noch zwei der ursprünglichen und sehr hoch liegenden Rundbogenfenster erhalten, das dritte Nordfenster ist bei der Anlage des über eine Treppe zu erreichenden Priechen-Zugangs zugemauert worden. Dieser aus Quadern aufgemauerte Priechen-Aufgang entstand 1681 im Auftrag von Hartwig Jobst von Rheden. Da die von Rheden jedoch nie Patrone ihrer Ortskirche waren, sondern das Patronat immer beim Hildesheimer Bischofssitz lag, trifft die Bezeichnung „Patronatsprieche“ in Gegensatz zu anderen Kirchen des Hildesheimer Raums für die Rhedener Kirche nicht zu. Über der Tür, die dem Grafen den direkten Zugang zur Prieche in der Kirche ermöglichte, ist jedoch das von Rheden'sche Wappen zu erkennen sowie eine Inschrift mit seinem Namen und des Entstehungsjahres dieses Treppenaufganges.

Hinter dem Priechen-Aufgang befinden sich zwei halb verdeckte Bögen, die vermutlich zu einem nachträglich im 16. Jh. eingerichteten Grabgewölbe gehörten.

Im sich nun anschließenden etwas niedrigeren und schmaleren Chor liegt ein Portal, das unmittelbar in den Chorraum führt und das im Gegensatz zum Hauptportal in der Westfront mit einem halbkreisförmigen, auch als Tympanon bezeichneten Bogenfeld geschmückt ist. In diesem erkennt man einen Baum mit eingerollten Blättern und ein Lamm, dessen Kopf sich einer senkrecht stehenden Hand mit drei ausgestreckten Fingern zuwendet. Nach Kurd Fleige (Denkmalpfleger während seiner letzten Dienstjahre bis zur Pensionierung 1972, Anm. d. Red.) gilt der Baum als ein häufig verwendetes Symbol in der romanischen Kunst und basiert auf mythologischen Vorstellungen der vorchristlichen Zeit. Seine eingerollten Blätter sind hier als Zeichen der Verkümmerung zu deuten. Die hier verwendete Darstellungsform der Hand als Weisung oder Lehre Gottes kennt man u.a. auch aus den Reliefszenen der Bernwardtür des Hildesheimer Doms. „Aus dieser Sicht betrachtet zeichnet sich für die Darstellung auf dem Rhedener Tympanon eine Deutung ab, allerdings erst, wenn man unterstellt, dass mit dem gehorchend dargestellten Schaflamm der Mensch im Verhältnis zur christlichen Lehre (Hand Gottes) gemeint ist. Dann ist der Sinn dieser Darstellung etwa so:

Dem Menschen, der sich von seiner bisherigen heidnischen Glaubenswelt – verkörpert vom mythischen Weltenbaum – abwendet und sich der christlichen Lehre zuwendet, steht die Pforte zum heiligsten Raum der Kirche offen.“ (K. Fleige, Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 30.3.1974, S. 20/21)

Auf der rechten Seite dieses Chorportals steht aufrecht die Grabplatte der Anna von Buchwald, die im vertieften Innenfeld in Witwentracht und mit zum Gebet zusammengelegten Händen dargestellt ist. In der Inschrift der Platte sind ihr Name und der Name ihres Ehemannes, Sander Erich von Reden, der in der archivalischen Überlieferung die Namensform Rheden führte und zwischen 1587 und 1611 nachgewiesen werden kann, zu lesen. Er verstarb vermutlich im Jahre 1614. Die für die Sterbedaten seiner Frau vorgesehenen Felder in der Platte sind frei geblieben. Links der Tür steht der Grabstein der Anna Margaretha von Weltze (1604-1686), der Witwe des 1639 verstorbenen Julius Curt von Rheden. Die Steininschrift ist nur noch zum Teil zu entziffern, gut zu erkennen sind jedoch die elterlichen Wappen der Familien von Weltze und von Gittelde.

Im Inneren der Kirche, die man durch die Tür im Turm betritt, sind Turmhalle, Schiff und der um drei Stufen höher liegende Chor durch weite romanische Rundbögen miteinander verbunden. Chor- und Apsisbogen sind zum Kirchenschiff hin durch farbige dekorative Malereien verziert, im Chorbogen ist eine Inschrift aus Jes. 6,3 zu lesen.

Von mehreren zum Ende des 19. Jh. durch die Familie von Rheden gestifteten farbigen Fenstern sind nur zwei Fenster in der Apsis erhalten. Sie stammen aus der Glasmalerwerkstatt Henning & Andres in Hannover, die in diesem Zeitraum im Auftrag der Familie auch Fenster für die Kirchen von Nienstedt und Heinum sowie für das Gronauer Krankenhaus fertigten.

August von Rheden (1853-1907) war zu dieser Zeit Landrat des Kreises Gronau und infolgedessen als Kirchenkommissar für die weltlichen Angelegenheiten der Kirchen zuständig. Der preußische Staat entlohnte seine Landräte nur durch die Zahlung einer schmalen Aufwandsentschädigung, alle weiteren Kosten mussten aus privatem Vermögen finanziert werden. Der ausgesprochen tatkräftige und im Kreis Gronau sehr beliebte von Rheden wollte seiner Familie in der Cosmas und Damian Kirche ein Denkmal setzen, zahlte daher die in Auftrag gegebenen Fenster aus der Gutskasse und stiftete für den Neubau der Nienstedter Kirche ebenfalls ein Fenster. Nach seinem frühen Tode führten Mutter, Ehefrau und Schwestern sein Werk als Stifter fort. Auf diese Weise erhielten die Kapelle von Heinum und die Krankenhauskapelle in Gronau bis heute erhalten gebliebene Fenster durch die Familie von Rheden. Das Fenster in Gronau ist heute im Eingangsbereich des Krankenhauses ausgestellt.

Der hölzerne Altaraufsatz im Chorraum wurde um 1696 von Erasmus von Weltze gestiftet. Da Erasmus früh Vollwaise wurde, wuchs er bei seiner Tante Anna  Maria von Weltze, der Witwe von Rheden auf und lebte bis zu seinem Tode in Rheden. Der Altar ist durch Säulen und Pilaster architektonisch gegliedert und mit Akanthusschleiern, Blüten und Trauben verziert. Das Mittelbild zeigt die Kreuzigungsszene, auf den Seiten erkennt man in den Figuren Moses und Johannes d.T., auf dem Segmentgiebel den auferstandenen Christus zwischen zwei Engeln. Das Altarpult geht auf das Jahr 1696 zurück, die Holzkanzel mit Schalldeckel entstand 1702. In den fünf flachen Nischen des Kanzelkorbes erkennt man Christus und die vier Evangelisten.

In die Südwand des Chores wurde die Grabplatte des 1643 verstorbenen Rhedener Pastors Warnerus Opornius eingelassen. Opornius war von 1607 bis zu seinem Tode am 7. März 1643 Pastor in Rheden. Während seiner Amtszeit wurden 1610 Baumaßnamen in der Rhedener Kirche durchgeführt, 1639 ließ er für die Heinumer Kirche eine Glocke anfertigen, deren Inschrift er entworfen hatte. Wahrscheinlich hat er auch die Inschrift seiner schon weit vor seinem Tode angefertigten Grabplatte selbst verfasst und seine Sterbedaten wurden später nachgetragen. So heißt es im Rahmen der Platte: „Werner Oporius, Pastor der Rhedener Kirche, ist, nachdem er (bereits) zu Lebzeiten mit 46 Jahren, im Jahr Christi 1618, dieses Grabmal hatte errichten lassen, fromm und friedlich in Christus entschlafen im Jahr Christi 1643, in seinem 72. Lebensjahr.“

An der Südwand des Schiffes hängt ein Epitaph, das Heinrich von Rheden (gest. 1572) noch zu Lebzeiten für sich und seine Frau Anna Oberg (gest. 1568) stiftete. Heinrich war Rat des katholischen Herzogs Heinrich des Jüngeren, seine Frau Anna eine Nichte des Bischofs Burchard von Hildesheim.  

Auf der rundbogigen Bildtafel erkennt man links den vor einem Kruzifix knienden Heinrich in schwarzem und mit Pelz besetztem Mantel mit beiden Söhnen, auf der rechten Seite die in schwarz und weiß gekleidete Anna und eine Tochter. Zwischen beiden Gruppen sind am Fuß des Kreuzes das von Rheden´sche und das von Oberg´sche Wappen zu sehen, über ihren Köpfen Bibelzitate und im Bildhintergrund einzelne biblische Szenen des alten und neuen Testamentes.

Die Historikerin A. von Reden-Dohna beschreibt dieses als ein Gemälde von „malerischer Qualität“, das erst auf den zweiten Blick als ein ausgesprochen reformatorisches Bekenntnisbild zu erkennen ist. „Luthers grundlegende Unterscheidung von Gesetz und Evangelium wird in biblische Szenen vorgestellt: So hält Moses dem Menschen die Gesetzestafeln vor (links), weist Johannes der Täufer (rechts) ihn auf den Erlöser Christus hin (Kreuz, Auferstehung, Überwindung des Todes). Keine Heiligen treten als Fürbitter auf, Maria wird als Gnade empfangend, nicht als Gnade vermittelnd dargestellt. Diese Glaubens- und Heilsgewissheit betonende Darstellung geht ursprünglich auf Lucas von Cranach d. Ä. und damit auf Anregungen Luthers zurück. Übrigens ist es auch ausdrücklich überliefert, dass Heinrich von Rheden unter Herzog Julius als Mitglied einer Kommission die Einführung der Reformation im Herzogtum tatkräftig unterstützte.“ An dieser Stelle muss noch einmal die Sonderstellung der Rhedener Kirche deutlich hervorgehoben werden: Selbst nach der Einführung der Reformation blieb das Patronat in den Händen des Bischofs von Hildesheim, dieser setzte den ersten protestantischen Geistlichen in Rheden ein!

Der Opferstock im hinteren Teil der Kirche wurde um 1700 gefertigt. Er besteht aus grau gestrichenem Sandstein mit kupfernem Einwurftrichter und trägt Inschriften im Kopfbereich und an den Seiten (Gebet, so wird Euch gegeben sowie Hinweise auf diverse Bibelstellen). Im vorderen Bereich ist in einem Flachrelief eine geöffnete Hand zu sehen, die von der Inschrift Des Armen Handt ist Gottes Kasten, Prov. 19 V. 17 eingerahmt wird.

Das Gestühl und die noch erhaltenen Emporen aus dem 17. und 18. Jh. sind aus Tannen- und Eichenholz gefertigt und in blaugrau, rot und olivgrün bemalt. Von der schon erwähnten Prieche aus führt eine niedrige und außen mit Wappen geschmückte Holztür direkt zur Außentreppe an der Nordseite der Kirche.

Das Werk der Orgel stammt vom Orgelbaumeister Furtwängler aus Elze und wurde 1935 durch die Firma Faber & Greve aus Salzhemmendorf erweitert.

Pfarrhaus

Zu finden: Kirchstraße 5

Rheden kam schon im Mittelalter als Sitz eines Archediakons (Stellvertreters des Bischofes) eine besondere Bedeutung zu. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass es im Ort schon früh ein Wohnhaus für den Archediakon gegeben hat. Das heutige Pfarrhaus von ca. 1880 wurde auf den Grundmauern des dort vorher bestehenden Hauses errichtet, doch ob es sich mit diesem Standort schon immer um den des Wohnsitzes eines Dorfgeistlichen gehandelt hat, ist nicht belegt.

Das bis heute noch erhaltene Pfarrhaus wird nicht mehr von einer Pastorenfamilie bewohnt. Es steht seit einiger Zeit leer und zum Verkauf.

Küsterhaus/alte Schule

Zu finden: Kirchstraße 8

Nach Wilhelm Barner kann erstmals ab dem Jahr 1575 ein Lehrer bzw. Küster, der für den Unterricht der Rhedener Kinder verantwortlich war, nachgewiesen werden. Aus dem Jahr 1752 wird der Dienstantritt des Küsters, Organisten und Knabenschullehrers Johann Conrad Lindwedel berichtet, zwölf Jahre später entstand das erste Schulhaus unterhalb der Rhedener Kirche, zu dem auch ein Viehstall für vier Kühe und ein Schweinestall gehörten. Der Lehrer konnte außerdem über 5 Morgen Land verfügen. Da bis 1858 Rheden, Dötzum, Heinum und Wallenstedt zu einer Schulgemeinde gehörten, wurden alle protestantischen Kinder dieser Orte in dieser ersten Schule unterrichtet. Ein eigenes Schulgebäude erhielt Wallenstedt 1858, Heinum schließlich im Jahre 1888.

Der Neubau einer Schule entstand in Rheden Am Gellenberg 8/8a, das Gebäude wird heute als Wohnhaus genutzt. Die letzte Schule Rhedens wurde im Jahre 1950 in der Straße „Sechs Stücke“ fertiggestellt. Sie wurde 1963 wegen steigender Schülerzahlen erweitert, ist aber seit 2010 geschlossen. Heute besuchen die Kinder aus Rheden die Grundschule in Gronau.

Gut Rheden

Zu finden: Schlossallee 1/2

Das Adelsgeschlecht von Rheden, das seinen Sitz und Ländereien in Brüggen besaß, musste diese im Jahre 1489 zugunsten der Grafen von Steinberg aufgeben und wurde dafür von der Fürstäbtissin von Gandersheim mit umfangreichen Lehen und Ländereien in Wallenstedt, Heinum und Rheden entschädigt. In Heinum und Rheden übten sie zudem das Niedergericht (dieses befasste sich mit geringeren Delikten des Alltags) aus. Zu ihrem Besitz gehörte auch das oberhalb der Kirche gelegene „Haus Rheden“, das schon in der Mitte des 15. Jh. von mehreren Vettern bewohnt wurde. Das im Viereck gebaute feste Haus musste durch seine einzigartige Hanglage nur auf der Talseite von einem Graben und einem Wall, einem Rest der frühgeschichtlichen Wallburg, gesichert werden. Im befestigten Oberhof mit zwei und dem vorgelagerten und etwas tiefer liegenden Unterhof mit nochmals einem Wohngebäude lebten im späten 16. Jh. vier Haushalte der Familie von Rheden, von denen ein Jh. später jedoch zwei Linien ausgestorben waren. Unter Hartwig Jobst von Rheden (1636-1690), der auch den wappengeschmückten Zugang an der Nordseite der Kirche schaffen ließ, entstanden auf dem Oberhof der Südseite gegenüber zwei eigene Wirtschaftsgebäude, ein Pferdestall und eine Scheune, auf der eine Inschrift seinen Namen und das Erbauungsjahr 1668 nennt. Das große Herrenhaus des Oberhofes ließ Wilhelm Hartwig von Rheden (1673-1729) erbauen. Dieses war ursprünglich ein zweistöckiger massiver Bau mit Walmdach in der Art des südlich gelegenen Unterhauses. Unter August von Rheden wurde es 1899 durch einen historisierenden Umbau zum „Schloss“ mit zwei Türmen, Erkern, Altan und Zwerchhaus umgestaltet und die ursprünglich schlichte Fassade wurde in großen Teilen mit Fachwerk versehen.

Der heute noch bestehende Wohnteil des Unterhofes entstand südlich davon Ende der 1730er Jahre und wurde aus der Umgebung der zugehörigen Wirtschaftsgebäude auf eine höhere Ebene gelegt. Er ist ein schlichtes Barockgebäude mit ausgewogenen Proportionen und einem hohen Walmdach, das durch zwei leicht abgesetzte Seitenflügel ergänzt wurde. Eines der beiden Gebäude diente als Brauhaus. Die Wappen über deren Zugängen weisen auf den Bauherren Ernst Ludwig von Rheden und das Jahr der Fertigstellung des gesamten Komplexes im Jahre 1741 hin. Durch diese Baumaßnahmen entstand ein Ehrenhof, dessen Symmetrie sich im anschließend neugestalteten und tiefer liegenden Wirtschaftshof fortsetzte. 

Oberhalb beider Herrenhäuser liegt ein wunderschöner in Terrassen angelegter Berggarten mit einem Pavillon. Im Park befinden sich oberhalb des Oberhofes die Grabstätten der Familie von Rheden. Die daran angrenzenden Ländereien wurden unter Seband von Rheden 1963 zu einem Golfplatz umgestaltet.

Das gesamte Anwesen ist heute jedoch nicht mehr in deren Besitz. Seband von Rheden musste das Gut ab 1960 in Teilstücken verkaufen.

Das galt zunächst für den Unterhof, der unter der Familie von Rheden noch als Witwensitz, später zeitweise als Verwaltungsgebäude genutzt worden war, dann aber lange unbewohnt blieb. Unter den neuen Besitzern wurde das baulich unverändert gebliebene, aber durch Wetter- und Wasserschäden stark beeinträchtigte barocke Wohnhaus des Unterhofes vor dem Verfall gerettet, 1982 saniert und von diesen noch immer bewohnt.

Das Schloss (Oberhof) wurde 1985 zwangsversteigert und zu einem Wohnhaus mit mehreren Eigentumswohnungen umgebaut. Weder Ober- noch Unterhof sind daher zu besichtigen.

Wohnhaus von 1647

Zu finden: Am Sellenfried

Das Haus Am Sellenfried 3 wurde laut der Inschrift im Türbalken von Tile Arens und Magdalena Brandes möglicherweise vor 1650 (1647?) gebaut. Arens war Opfermann in Rheden und starb 1678 im Alter von 78 Jahren. Wann genau sein Haus entstand, ist der Inschrift jedoch nicht mehr eindeutig zu entnehmen, denn die Jahreszahl auf dem Türsturz ist nahezu vollständig durch den modernen Türrahmen verdeckt.

Alter Ackerhof Meierahrens

Zu finden: Im Eichenwinkel 1

Eine der ältesten Hofstellen Rhedens ist der schon 1578 im Winzenburger Erbregister erwähnte Ackerhof Im Eichenwinkel. Dieser Hof unterstand dem Kloster Haus Escherde und war diesem zehntpflichtig.